Töten die Agenturen den Beacon?

Töten die Agenturen den Beacon?

Letze Woche bin ich auf einen Blog-Artikel der Deutschen Beratungsfirma Invidis aufmerksam geworden, der darüber berichtet, dass der Bahnhof Düsseldorf vor…

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Töten die Agenturen den Beacon?

Letze Woche bin ich auf einen Blog-Artikel der Deutschen Beratungsfirma Invidis aufmerksam geworden, der darüber berichtet, dass der Bahnhof Düsseldorf vor kurzem flächendeckend mit Beacon-Sendern ausgestattet wurde. Beacons sind kleine Sendeeinheiten, die basierend auf der Bluetooth-Technologie zum Beispiel für die Navigation in Räumen verwendet werden können, da sie eine sehr genaue Ortung des Smartphones in einem dreidimensionalen Raum ermöglichen.

Eine wirklich tolle Technologie, die vielseitige Anwendungsfälle ermöglicht: Stattet z.B. ein Detailhändler seinen Laden mit Beacons aus, könnte sich der Kunde vor dem Einkauf eine Einkaufsliste in der App des Detailhändlers zusammenstellen und sich dann im Laden zu den verschiedenen Produkten navigieren lassen. Die App würde dem Kunden dann automatisch die optimale Route durch den Laden vorschlagen.

Voraussetzung zur Nutzung von Beacons ist, dass:

  • vor Ort genügend Beacons zur Ortung vorhanden sind.
  • der Kunde ein Smartphone mit mindestens Android 4.3 bzw. iOS 7 besitzt, welches den Bluetooth Low Energy Standard unterstützt.
  • der Kunde auf seinem Smartphone Bluetooth eingeschaltet hat.
  • der Kunde eine entsprechende App installiert hat, die von den Beacons angesprochen werden kann.

Wie das oben von mir erwähnte Beispiel der Indoor-Navigation zeigt, gibt es durchaus Anwendungszwecke der Beacons, die ein grosses Potenzial aufweisen und dem Kunden einen echten Mehrwert bieten könnten. Doch jetzt kommt die Kehrseite der Medaille: Die Beacons-Technologie bietet auch das Potenzial, sich selbst zu zerstören, bevor sie sich überhaupt durchsetzt. Ich erlaube mir einmal, aus dem oben erwähnten Artikel zu zitieren:

«(…)an Bahnhöfen, Flughäfen oder beliebigen anderen Orten erreichen die Marken ihre Kunden unterwegs. Etwa, um ihnen neue Angebote zu machen, die so unwiderstehlich sind, dass es die Käufer an den PoS zieht. Oder, um Zusatzinfos und Nutzwertiges automatisiert zuzusenden.»

Man stelle sich jetzt folgendes Szenario vor: Ich bewege mich im mit Beacons ausgestatteten Bahnhof Düsseldorf. Auf meinem Smartphone sind Apps von fünf Detailhändlern installiert, die einen Laden in diesem Bahnhof haben und mittels Beacons irgendwelche „unwiederstehlichen“ Angebote auf mein Smartphone pushen. Durchschnittlich alle 50 Meter dürfte also eine Mitteilung auf meinem Smartphone aufpoppen. Quizfrage: wie lange geht es, bis ich Bluetooth ausschalte und die entsprechenden Apps deinstalliere?

Meine grosse Befürchtung deshalb: der Beacon könnte so enden wie der QR-Code. Beim QR-Code handelt es sich um einen Link, der in einem Bild untergebracht ist und der mit einer App auf dem Smartphone abfotografiert werden kann und dann direkt zu einer Webseite führt. Eine Technologie, die sich zuerst in Japan verbreitete und dort auch sehr erfolgreich war und nach wie vor ist.

Vor rund drei Jahren gab es in der Schweiz einen regelrechten QR-Code Hype. Vermutlich haben damals einige findigen Werbeagenturen den QR-Code entdeckt und diesen ihren nichtsahnenden Kunden als das neue Wunderding verkauft. Was ich damals feststellte und weshalb ich persönlich glaube, dass sich der QR Code nicht durchgesetzt hat: die QR-Codes wurden dermassen schlecht angewendet, dass die Technologie von Beginn weg zum Scheitern verurteilt war:

  • In 7 von 10 Fällen führte der QR Code  nicht zu einem für den Kunden interessanten Angebot (z.B. zu dem, das auf der Plakatwerbung angepriesen wurde) sondern auf die Einstiegsseite der Webseite. Der Code war für den Kunden mit wenig Mehrwert verbunden.
  • In den drei Fällen, bei denen der Kunde beim Angebot landete, war es in vielen Fällen ein Angebot, für das ich zuerst einen Laden aufsuchen musste. Es fehlte  also die Möglichkeit, das Produkt direkt zu bestellen. Wenn ich sowieso einen Laden aufsuchen muss, bringt mir auch ein Link zum Angebot wenig.
  • In 9 von 10 Fällen führte der QR Code auf eine nicht Mobile-optimierte Webseite.

Ich gehöre oft zu den First Movern oder Early Adoptern und habe darum die verschiedenen QR-Codes auf den Werbeplakaten und Bus-Aushängern ausprobiert. Wäre die Technologie sinnvoll angewendet worden, hätte ich meinem Bekanntenkreis von der – zugegebenermassen etwas Erklärungsbedürftigen – Technologie sicherlich erzählt und dafür geworben. Aber so, wie die Umsetzung in der Praxis aussah, hätte ich mich höchstens blamiert, da man nicht wirklich davon ausgehen konnte, dass die QR-Codes, die dann meine Kollegen abfotografieren würden einen wirklichen Mehrwert bieten. Wenn man die First Mover und Early Adopter nicht überzeugen kann, wie will man dann weitere Zielgruppen überzeugen? Genau: es funktioniert nicht.

Zurück zum in der Einleitung erwähnten Artikel, der die Beacons unter anderem zum Allheilmittel für die Werbe-Push-Industrie erklärt. Wenn die Mehrheit der Unternehmen in den kommenden Monaten mit solchen Experimenten beginnen wird und die Nutzer wahllos mit „Spezialangeboten“ zumüllt, werden es die Beacons schwer haben, sich zu etablieren. Deshalb müssen die Werbeagenturen nun aufpassen, dass sie nach dem QR-Code nicht auch den Beacon töten, bevor er richtig zum Leben erwacht. Es geht darum, den Endkunden sinnvolle, simple und Mehrwert stiftende Lösungenanzubieten. Dabei müssen die Bedürfnisse der Endkunden stets im Zentrum stehen.

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Beacon
Alex Sollberger

CEO

Alexander Sollberger beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit Crossmedia Konzepten und elektronischen Medien. Er realisierte verschiedene Start-up's, war CEO einer grösseren Verlagsgruppe und CEO eines Application Service Poviders. Für verschiedenste Unternehmen wie Coop, Blick, 20 Minuten,Feldschlösschen, Swisscom, Post, National Hockey League oder Swisslos entwickelt und realisiert er seit mehreren Jahren verschiedenste Crossmedia Konzepte.

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